Obstbaumkrebs am Apfelbaum behandeln
Obstbaumkrebs macht Ihren geliebten Bäumen zu schaffen? Mit unseren 15 Tipps zur Vorbeugung und Behandlung sind Sie fortan bestens gerüstet.
Obstbaumkrebs: Ursache, Schadbild und was Sie bei einem Befall tun können
Diese weit verbreitete Krankheit stellt nicht nur für Obstbauern am Bodensee eine ständige Bedrohung dar. Auch am Apfelbaum im eigenen Hausgarten ist ein Befall gerade nach
- langanhaltender, feuchter Witterung,
- langen Frostperioden oder
- einem Obstbaumschnitt im Frühjahr
nicht auszuschließen. Für den Baum und seine Früchte kann das schlimme Folgen haben. Unbehandelter Obstbaumkrebs führt langfristig zum Absterben von Ästen und kann die Rodung ganzer Bäume nötig machen.
Daher stellen wir Ihnen hier die Erkrankung vor und zeigen vier passende Mittel gegen Obstbaumkrebs sowie elf vorbeugende Maßnahmen. Insgesamt erwarten Sie also 15 hilfreiche Tipps.
Obstbaumkrebs: Ursache und Weiterverbreitung
Wie beim Sternrußtau oder dem Mehltau, wird auch der sogenannte Obstbaumkrebs von einem Pilz ausgelöst. In diesem Fall handelt es sich um einen Pustelpilz namens „Neonectria ditissima“. Er tritt durch Wundstellen in den Pflanzenorganismus ein und äußert sich durch krebsartige Wucherungen an Zweigen und Trieben. Sowohl Hagelschlag als auch Frostrisse, der Schnitt sowie Schäden durch Insekten stellen eine Gefahr dar. Sogar über Blatt- und Fruchtansätze, die im Herbst schutzlos sind, kann der Pilz eindringen.
Für die Ausbreitung des Pustelpilzes müssen spezielle klimatische Voraussetzungen vorliegen. Liegen die Temperaturen wenigstens sechs Monate über acht Stunden täglich in einem Bereich von elf bis 16 Grad und gibt es während dieser Zeit an 30 Tagen Regen, sind die Bedingungen optimal. Deswegen sind manche Regionen Deutschlands besonders prädestiniert für das Vorkommen dieser Krankheit.
Der Pustelpilz lebt nicht nur auf den Eintrittsstellen, sondern bildet nach der Infektion Sporen aus, die sich dann auf die Rinde und das Holz ausbreiten. Neue Wunden stellen folglich auch später mögliche Eintrittsstellen dar. Eine sorgfältige Behandlung ist also unverzichtbar, um Neuinfektionen zu vermeiden.
Der Obstbaumkrebs kann theoretisch das gesamte Jahr über entstehen. Häufig allerdings erfolgt eine Infektion im Herbst, da die Fruchtansätze und die Ansätze der Blattstiele während dieser Zeit frei liegen.
Schadbild und Folgen bei Obstbaumkrebs
Obstbaumkrebs zu erkennen, ist essenziell für eine zügige und wirksame Bekämpfung des Pilzes. Dabei zeigt sich durch Obstbaumkrebs ein Schadbild, das an Früchten und Baum unterschiedlich ausfällt.
Symptome am Baum
Je nach dem, wann der Baum befallen wurde, treten erste Anzeichen für Obstbaumkrebs bei der Blüte oder in Frühling und Sommer spätestens drei Wochen nach der Infektion auf. An den Trieben erkennen Sie hellbraune Flecken, die eingesunken wirken. Im weiteren Verlauf kommt es zur Austrocknung und Braunfärbung der betroffenen Stellen.
Schon jetzt sollten Sie den Obstbaumkrebs behandeln, denn bei fortschreitender Erkrankung bricht die Rinde auf. Dann wehrt sich der Baum gegen die Schädigung und bildet frisches Gewebe, das sich wie ein Wulst auf die Stelle legt. Das schadet dem Pilz aber nicht und der Wirt leidet weiter. Geschah die Infektion schon im vorigen Jahr, zeigen sich an den infizierten Stellen etwa 0,5 Millimeter große Fruchtkörper von rötlicher Farbe.
Unbehandelt führt der Krebs zu einer verminderten Versorgung mit Wasser und Nährstoffen, weswegen der Baum an einigen Stellen verkümmern und keine voll entwickelten Früchte ausbilden kann. Bei jungen Bäumen kommt es zudem zu einer mangelhaft ausgebildeten Baumkrone, weswegen diese oftmals gerodet werden müssen.
Schadbild an der Frucht
Sowohl das Absterben der Blüten als auch eine Infektion der bereits ausgebildeten Früchte ist bei Obstbaumkrebs möglich. Die Frucht wirkt frühreif, sobald der Pilz das Kerngehäuse erreicht hat. Äußerlich zeigt befallenes Obst zunächst die sogenannte Kelchfäule und später Lagerfäule. Faulige Stellen auf der restlichen Oberfläche sind möglich, wenn diese Verletzungen aufweist. Diese beiden Symptome können ausbleiben, wenn der Pilz vom Kerngehäuse aus voranschreitet.
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Welche Pflanzen Obstbaumkrebs bevorzugt befällt
Besonders oft befällt der Obstbaumkrebs Apfelbaum und Birnbaum. Andere Bäume sind jedoch ebenfalls nicht sicher vor ihm. So tritt die Erkrankung unter Umständen auch an
- Esche,
- Pappel,
- Ahorn,
- Weide
- und Speierling auf.
Obstbaumkrebs vorbeugen: Diese 11 Tipps helfen
Kennen Sie die Obstbaumkrebs Ursachen, liefern diese erste Hinweise auf präventive Maßnahmen. Die elf wichtigsten zeigen wir Ihnen nachfolgend:
1. Kluge Sortenwahl
Obstbaumkrebs resistente Sorten gibt es bislang nicht. Dennoch gelten unter anderem Pinova und Boskoop als weniger anfällig für einen Befall. Empfindlich sind viele Sorten wie
- Elstar,
- Gala,
- Topaz,
- Rubens,
- Berlepsch,
- Goldparmäne,
- Idared,
- Braeburn,
- Fiesta
- und Cox Orange.
2. Schnittarbeiten richtig ausführen
Als vorbeugende Maßnahme sollte vor jedem Gehölzschnitt das Werkzeug (z.B. Säge, Messer oder Schere) gründlich gereinigt und eventuell mit Alkohol desinfiziert werden. Bei mehreren Obstbäumen bietet sich eine Desinfektion nach jedem Baum an.
Ist das Wetter feucht, können die Sporen des Pustelpilzes leichter auskeimen. Schneiden Sie Ihre Bäume daher nur bei trockener Witterung. Beim Beschnitt gehen Sie präzise vor und achten darauf, den Baum nicht zusätzlich zu verwunden.
3. Mechanische Verletzungen vermeiden
Die Rinde von Bäumen und deren Triebe können nicht nur beim Schnitt, sondern auch anderweitig verletzt werden. Achten Sie darauf, dass Baumpfähle die Rinde nicht aufscheuern können und entfernen Sie Äste, die sich kreuzen. Bei der Apfelernte mit Werkzeug wie Obstpflückern ist es wichtig, die Rinde nicht mit den harten Kanten zu beschädigen.
4. Vorsichtig Rasen mähen
Mähen Sie den Rasen rund um den Apfelbaum, halten Sie Abstand zum Stamm. Berühren Sie ihn mit dem Rasenmäher, kann es sonst ebenfalls zu Verletzungen kommen.
5. Ausreichend wässern
Stress aller Art kann den Baum anfälliger für die Entstehung von Obstbaumkrebs machen. Hierzu gehört auch Wasserstress, weswegen Sie stets eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr gewährleisten sollten.
6. Schlitzäste entfernen
Schlitzäste – also Seitentriebe, die sehr steil stehen und nur unzureichend mit dem Stamm verwachsen sind – schneiden Sie am besten zügig ab, da sich an diesen Stellen Feuchtigkeit ansammeln kann. In diesem Milieu fühlt sich der Pustelpilz wohl und die Gefahr einer Infektion steigt.
7. Regelmäßig auf Risse kontrollieren
Untersuchen Sie Bäume in ihrem Garten mehrmals jährlich auf Risse, die sich infolge von Stress oder Frost bilden können. Frostrissen beugen Sie mit einem Weißanstrich während der Herbstmonate vor. Dafür empfehlen wir Ihnen diese Weißanstrichpaste, die für sämtliche Bäume und Sträucher anwendbar ist.
8. Das Triebwachstum regulieren
Je stärker ein junger Baum wächst, desto anfälliger ist er für Obstbaumkrebs. Mit einem entsprechenden Beschnitt können Sie dem entgegenwirken. Auch lässt sich das Risiko durch die Wahl von Bäumen senken, die eine schwachwüchsige Veredelungsunterlage aufweisen.
9. Mit Bedacht düngen
Starke Düngung ist kontraproduktiv, wenn Sie Obstbaumkrebs vorbeugen möchten. Zu hohe Stickstoffgaben sollten in den ersten drei bis fünf Jahren konsequent vermieden werden.
10. Gute Bodenvorbereitung vornehmen
Undurchlässige Böden, auf denen sich Staunässe bilden kann, steigern das Befallsrisiko. Sorgen Sie aus diesem Grund für eine gute Bodenvorbereitung. Bei mangelhaften Voraussetzungen lohnt es sich, Sand oder Kompost unterzumischen und Verdichtungen in tieferen Schichten aufzulockern.
11. Passenden Standort wählen
Der Pustelpilz hat es gerne feucht. Lagen, in denen eine hohe Luftfeuchtigkeit herrscht, es häufig zu Nebel oder frühem Frost kommt, erweisen sich folglich als ungeeignet. Apfelbäume lieben einen warmen Standort in humoser, tiefgründiger Lage. Bedenken Sie dies bei der Standortwahl.
Obstbaumkrebs behandeln: Diese 4 Punkte sind zu beachten
Ist der Obstbaumkrebs am Apfelbaum oder anderen Gewächsen bereits aufgetreten und zeigt sich das weiter oben beschriebene Schadbild, sollten Sie zügig handeln. Die Bekämpfung von Obstbaumkrebs muss zwingend gründlich erfolgen, um eine Neuinfektion zu verhindern. Die nachfolgenden vier Punkte helfen Ihnen dabei:
1. Herausschneiden der Schadstellen: Wie und wann?
Schneiden Sie Geschwulste und betroffene Stellen bis ins gesunde Holz heraus und versorgen Sie die freien Stellen gegebenenfalls mit einem Wundpflegemittel oder Kupferbrühe. Bei dünneren Ästen und jungen Trieben sollten die Triebe komplett bis etwa handbreit unter die Krebsstelle entfernt werden.
Um den perfekten Zeitpunkt zum Herausschneiden ranken sich aktuell mehrere Meinungen. Nicht empfehlenswert ist es, die Obstbaumkrebs Bekämpfung im Winter vorzunehmen, da der Baum im Rahmen seiner Winterruhe über mehrere Monate empfindlich bleibt. Mildes und trockenes Wetter zu Beginn der Blütezeit ist vorteilhaft, um Neuinfektionen zu verhindern.
2. Schnittgut sorgfältig beseitigen
Infiziertes Schnittgut trägt den Pustelpilz in sich und ist daher ein großer Risikofaktor für neue Infektionen und die Weiterverbreitung der Krankheit. Der Pilz nämlich ist dazu in der Lage, sich auch auf bereits abgestorbenem Holz weiterzuentwickeln. Geben Sie es deshalb nicht auf den Kompost, sondern bringen Sie es in ausreichende Distanz zum Baumbestand und verbrennen Sie es.
3. Werkzeuge desinfizieren und reinigen
Die Desinfektion aller verwendeten Schnittwerkzeuge ist unabdingbar, um die Übertragung des Pilzes auf andere Bäume oder das gleiche Gewächs zu verhindern. Am einfachsten ist es, die Werkzeuge mit 70-prozentigem Alkohol gründlich von allen Überresten und Sporen zu befreien.
4. Im Schlimmstfall: Rodung des Baums
Sobald sich das Schadbild des Obstbaumkrebses wie ein Gürtel um den Stamm Ihres Baumes gelegt hat, besiegelt das den Untergang des Gewächses. Nun bleibt nur noch die Rodung. Achten Sie darauf, das gesamte anfallende Holz zeitig und gründlich zu entsorgen.