Vögel füttern – aber richtig: 9 Tipps, die Sie kennen sollten

Eisige Temperaturen und wenig Artenvielfalt machen es unseren heimischen Vögeln schwer, genug Nahrung zu finden. Wer Futterstationen aufstellt, tut ihnen Gutes – und darf gleichzeitig einmalige Naturerlebnisse genießen. Aber: Ersteres gilt nur, wenn alles stimmt. Welches Futter sich eignet, wo Sie es positionieren und was Sie ansonsten wissen sollten, erfahren Sie hier.

Knödeldach

 

1. Der richtige Zeitpunkt: Wann Sie füttern sollten – und wann lieber nicht

Die beste Zeit, Piepmätze mit kulinarischen Leckereien zu verwöhnen, beginnt im November – und reicht bis in den späten Februar hinein. Im Winter sind natürliche Futterangebote rar. Gleichzeitig machen kalte Temperaturen es einfacher, die nötige Hygiene zu wahren – eine Übertragung von Salmonellen ist jetzt zum Beispiel nicht möglich.

Wer im Frühjahr oder Sommer füttern möchte, muss besondere Vorsichtsmaßnahmen berücksichtigen. Zwischen April und Juli – in der Jungenfütterungszeit – sollten Sie keine Erdnüsse, kein Fettfutter und keine Sonnenblumenkerne ausbringen. Diese sind für Jungvögel schwer zu verdauen. Besser sind fettarme Samen heimischer Wildkräuter.

Und: Achten Sie in den warmen Monaten sehr sorgfältig auf die Hygiene. Das gilt auch für Trink- und Badewasser. Sonst können sich Krankheitserreger wie Trichomonaden ausbreiten und Dutzende Vögel dahinraffen. Kranke und tote Tiere weisen auf eine grassierende Seuche hin – unterbrechen Sie die Fütterung in diesem Fall umgehend bis zum nächsten Winter.

2. Unbedingt beachten: Hygiene, Hygiene, Hygiene!

Aber selbst im Herbst und Winter sollte die Hygiene nie zu kurz kommen – bitte füttern Sie Vögel nur dann, wenn Sie ausreichend Zeit haben, das Futterhaus regelmäßig mit heißem Wasser zu reinigen (Handschuhe nicht vergessen!). Darüber hinaus lieber täglich eine nur kleine Körnermenge nachfüllen – durchweichen Wind, Regen und Schnee das Futter, verdirbt oder vereist dieses.

Wer nicht sicher ist, ob er diesen Aufwand leisten kann, sollte sich für eine Futterstation entscheiden, die es Vögeln unmöglich macht, durch die Körner zu stapfen und diese mit ihrem Kot zu verunreinigen. Erreger können sich hier viel schlechter ausbreiten und gesunde Tiere befallen. Außerdem steigt die Haltbarkeit des Futters – Sie können also größere Mengen anbieten. Hier empfehlen wir unseren Futterspender für Gartenvögel.

3. Lieber kleine Futterstationen aufbauen

Große Futterplätze begünstigen die Ausbreitung und Übertragung von Krankheiten. Stellen Sie deswegen gerne mehrere Stationen mit ausreichend Abstand zueinander auf.

4. Futterstation platzieren: Was die perfekte Position ausmacht

Wählen Sie einen übersichtlichen Standort. So verhindern Sie, dass sich Katzen unbemerkt anschleichen und haben außerdem einen guten Blick auf das Geschehen an der Futterstelle – toll für Kinder! Trotzdem sollten in der Nähe Büsche oder Bäume wachsen, damit Vögel bei eventuellen Angriffen zügig Schutz finden.

Auch Fensterscheiben können zur Gefahrenquelle werden. Spiegelt sich die Sonne in dem Glas, nehmen Vögel dieses nicht mehr wahr – es drohen lebensgefährliche Kollisionen. Hier schaffen einfache Maßnahmen wirkungsvoll Abhilfe:

  • bekleben Sie Fensterscheiben in der Nähe mit beliebigen Stickern (von außen)
  • hängen Sie Gardinen, Rollos, Lamellenvorhänge oder Jalousien auf
  • verzichten Sie aufs Fensterputzen

Eher ungeeignet sind Marker, mit denen sich Muster im UV-Licht-Bereich auf die Scheiben malen lassen –  denn nicht alle Vögel können diese sehen.

Für den perfekten Standort ebenfalls wichtig sind der Schutz vor Regen und Wind. Hecken oder eine Hauswand (gerne auch beides!) dämpfen einen großen Teil der Böen. Befestigen Sie die Futterstelle außerdem gut und wählen Sie bestenfalls ein überdachtes Modell.

5. Futter: Welche Sorten sich eigenen – und was Sie niemals verfüttern sollten

Ungeeignetes Futter richtet mehr Schaden als Nutzen an – Brot beispielsweise kann den Hals und Magen verkleben, Gewässer verunreinigen (Enten werden versuchen, die Brotstücke im See aufzuweichen), Adipositas hervorrufen und den Tieren schädliches Salz zuführen. Auch Speisereste sind absolut tabu. Bitte informieren Sie sich, ehe Sie Ihre Futterstation füllen!

Vögel Beispielfutter Besonderes
Körnerfutter Meisen, Sperlinge, Ammern, Finken, Stieglitze Sonnenblumenkerne, Hanf, Walnüsse, ungesalzener Erdnussbruch Unbedingt ungesalzene Körner verwenden!

 

Weichfutter Rotkehlchen, Amseln, Zaunkönige, Heckenbraunelle, Wachholderdrosseln, Schwalben Rosinen, Obst, Haferflocken, Kleie, getrocknete Beeren Am besten in Bodennähe anbieten – zum Beispiel mit Bodenfutterspendern. Unbedingt darauf achten, dass das Futter nicht verdirbt!
Fettfutter Meisen Meisenknödel, Meisenringe  

Bitte keine Meisenknödel mit Plastiknetz verwenden, hier können Vögel hängenbleiben und sich ernsthaft verletzen oder sterben! Absolut ungeeignet ist Speck.

Sonnenblumenkerne sind übrigens bei sehr vielen Arten beliebt – entscheiden Sie sich hier gerne für ungeschälte Kerne dies erhöht die Verweildauer und den Beobachtungsspaß. Ansonsten gilt immer je mehr Vielfalt, desto besser!

6. Bio-Qualität: Vögel füttern ja – aber auf Kosten von anderen Piepmätzen?

Konventionell erzeugtes Vogelfutter reduziert die Populationen dort, wo es angebaut wird. Schließlich bieten die Acker kaum Rückzugsorte und Pestizide lassen Insekten schwinden. Kurz gesagt das Paradies für Rotkehlchen und Co. in Ihrem Garten geht auf Kosten von Vögeln in anderen Regionen. Deswegen möchten wir Sie ermutigen, auf Bio-Futter zu setzen.

Hochwertige Produkte sind außerdem reich an wertvollen Samen, während günstiges Futter mit Weizenkörnern aufgefüllt wird – welche die Vögel gerne aus der Station werfen und erst essen, wenn nichts anderes mehr übrig ist.

7. Wichtig: Dran bleiben!

Haben Sie sich entschlossen, Futter auszubringen, sollten Sie unbedingt dran bleiben! Lassen Sie einzelne Tage plötzlich ausfallen oder stellen Sie die Fütterung sogar komplett ein, verhungern Vögel – die Piepmätze verlassen sich auf ihre neue Körnerquelle.

8. Natürlicher Garten = natürliches Futterangebot

Achten Sie bei der Gartengestaltung auf reichlich Wildpflanzen- und -stauden. Diese ziehen Insekten an, welche wiederum auf dem Speiseplan vieler Vögel stehen.

Schneiden Sie die Stauden außerdem erst im Frühjahr zurück. In den Stängeln überwintern Käfer und andere Insekten – ein natürliches Futterangebot. Gleichzeitig bleiben die Samen in den Kapseln und bieten den Piepmätzen wertvolle Snacks.

Für Vögel besonders gut geeignet:

Übrigens: Ein natürlicher Garten ist die beste Art, unsere heimischen Vögel zu unterstützen und wird auch von Naturverbänden höher gestellt als herkömmliche Futterstationen.

9. Sparen Sie sich manche Gartenarbeiten

Gute Nachricht für Vielbeschäftigte: Lassen Sie herabgefallenes Laub nach dem Herbst liegen, erfreuen sich Vögel (und Igel!) an Ihrer vermeintlichen Untätigkeiten – hier wimmelt es vor Insekten, die sich gerade Amseln und Rotkehlchen aus den Haufen picken.

Auch nicht gefallene Früchte dürfen am Baum bleiben. Sie sind ein toller Energiesnack für Piepmätze und werden im kommenden Frühjahr sogar von frisch geschlüpften Insekten angeflogen.

Fazit: Mit etwas Know-how unsere heimischen Vögel unterstützen

Falsch gemacht, richten Sie wahrscheinlich mehr Schaden als Nutzen an. Überlegen Sie sich deswegen vor dem Kauf einer Futterstation, ob Sie den anfallenden Aufwand wirklich bewältigen können. Sollte dies nicht der Fall sein, empfehlen wir Ihnen, mehr Natur in den Garten zu lassen – ist weniger Arbeit und wirkungsvoller.

Hier alle Regeln nochmal zusammengefasst:

  • zwischen Juli und April nur fettarme Saaten von heimischen Wildkräutern anbieten
  • Futterstation und Badewasser regelmäßig und gründlich säubern
  • Massenfutterplätze vermeiden, lieber mehrere kleine Stationen aufbauen
  • Futterangebot in der Nähe von Büschen platzieren und Fensterscheiben sichern
  • unbedingt das richtige Futter ausstreuen – nichts Gesalzenes und keine Speisereste!
  • Bio-Futter kaufen
  • einmal angefangen, den kompletten Winter hinweg füttern
  • gerne den Garten natürlich gestalten und manche Gartenarbeiten ausfallen lassen
Ein Artikel von Gärtnermeisterin Brigitte

Brigitte setzt beim Gärtnern auf Nachhaltigkeit und Köpfchen, um der Natur so noch ein Stück näher zu kommen. Sie hegt als Gärtnermeisterin eine große Leidenschaft für Farne, Gräser und Stauden. Pflanzungen in Hochbeeten und Gewächshäusern gehören ebenfalls zu ihrem Fachgebiet.