Stauden schneiden: Wann, Warum und Wie – alles, was Sie wissen müssen!

Nur, wenn Sie Ihre Stauden richtig schneiden, bleiben diese gesund und gedeihen zu prachtvollen Sträuchern. Aber: Wie funktioniert „richtig“ eigentlich? Wann ist der perfekte Zeitpunkt? Wie viel darf abgeschnitten werden – und welche Fehler gilt es zu vermeiden? Das alles und mehr erfahren Sie hier. Am Ende des Textes wissen Sie genau, was zu machen ist. 

Deswegen sollten Sie Ihre Stauden regelmäßig schneiden: 7 Gründe 

Es mag etwas Aufwand kosten, die Triebe Ihrer Pflanzen abzuknipsen – doch der lohnt sich, wie folgende Abschnitte zeigen. Denn Sie werden reichlich belohnt. Zum Beispiel mit einem herrlichen Blütenmeer und weniger Krankheiten. 

1. Dichterer Wuchs

Entfernen Sie die Spitzen, verzweigt sich der Haupttrieb an der Schnittstelle und Ihre Staude bildet neue Seitentriebe. Kurz: Sie wächst üppiger, ist ansehnlicher und auch Standfestigkeit, Blütenreichtum und Gesundheit steigen. 

Das sogenannte „Pinzieren“ sollte im Frühjahr vorgenommen werden – bestenfalls zwischen April bis Mai, wenn die Pflanzen ca. 20 Zentimeter hoch sind – und keinesfalls im Herbst. Stutzen Sie vor dem Austrieb und bis zu den schlafenden Knospen. 

Tipp: Nur ca. ein Drittel der Triebe kürzen. Dann öffnen sich die Blüten zeitversetzt und Sie werden mit einer längeren Blühdauer belohnt.

2. Zweite Blüte

Rechtzeitig abgeknipst, regen Sie manche Stauden mit einem Rückschnitt zu einer zweiten Blüte im Spätsommer an („Remontierschnitt“). Das klappt zum Beispiel bei Rittersporn, Bunten Margeriten, Kugeldisteln, Katzenminze, Steppen-Salbei, Trollblumen, Sterndolden und Feinstrahlastern. 

Sind die meisten Blüten verwelkt, schneiden Sie die Staude einfach eine Handbreit über dem Boden ab – und erfreuen sich kurz darauf an einem zweiten Blütenmeer. 

3. Längere Lebensdauer 

Ein Schnitt vor der Blüte kräftigt die Pflanze und verlängert auf diese Weise ihr Leben – deswegen besonders bei kurzlebigen Arten empfehlenswert. Dazu gehören zum Beispiel die Stockrosen, Nachtviolen, Prachtkerzen, Hornveilchen oder Kokardenblumen. 

Wenn Sie die Stauden im Juli auf ca. 30 bis 40 Zentimeter zurück kürzen, steigt außerdem die Wahrscheinlichkeit, dass diese auch einen kalten Winter überstehen. Warten Sie in der folgenden Saison gerne das Ende der Blüte ab, ehe Sie die Schere ansetzen.

Wichtig: Mit einer zweiten Blüte, wie der Remontierschnitt sie hervorbringt, ist hier nicht zu rechnen.

4. Selbstaussaat vermeiden 

Beim Heranwachsen bilden viele Stauden reichlich Samen – und verteilen diese im Gartenboden. Was durchaus gewünscht sein kann (vor allem bei kurzlebigen Stauden), wollen aber manche Gärtner unbedingt unterbinden. Auch, weil bei dichten Beständen ein Konkurrenzkampf um Boden, Wasser und Nährstoffe ausbricht. Manchmal ist es dann sogar die Mutterpflanze selbst, welche diesem unterliegt. 

Bei Edelsorten kommt es durch die Selbstaussaat außerdem zur Verwilderung. So dauert es nur ein paar Generationen, bis mehrfarbige Akelei ihr ursprüngliches Violettblau annehmen. Unterbinden lässt sich das durch regelmäßige und rechtzeitig Rückschnitte. Diese sollten unbedingt vor der Samenreife erfolgen. 

Aus obigen Gründen ebenfalls empfehlenswert bei Prachtspieren, Goldruten, Blutweiderich, Frauenmantel, Flammenblumen, Jakobsleitern, Dreimasterblumen und Knäul-Glockenblumen. 

5. Blütezeit verlängern

Nicht alle Stauden öffnen ihre Blüten auf einen Schlag – manche Arten blühen in Etappen. Hier lohnt es sich, abzuknipsen, was verblüht ist. Die Samenbildung wird unterbunden und die Pflanze bringt stattdessen neue Blütenstiele hervor. 

Besonders erfolgsvorsprechend bei Korbblütlern wie Gelbem Sonnenhut, Goldgarbe, Sonnenbraut oder Skabiose. 

6. Pilzbefall vorbeugen 

Schneiden Sie Stauden erst im Frühjahr zurück, schützt das Laub die Pflanze vor Frostschäden. Außerdem schenken Sie Insekten mit einem späten Schnitt wertvolle Rückszugsorte. 

Frühzeitig die Schere zücken sollten Sie jedoch bei Pfingstrosen und womöglich auch bei Flammenblumen, Astern, Rittersporn und Steppen-Salbei. All diese Arten haben etwas gemeinsam: Sie neigen zu Pilzkrankheiten. Entdecken Sie Anzeichen, schneiden Sie die Pflanzen bodennah ab – so entziehen Sie Sporen das Überwinterungsquartier im Boden. 

Befallene Pflanzenteile im Hausmüll oder in der Bio-Tonne entsorgen. Lieber nicht auf den Kompost werfen, hier könnten sie lange Zeit überdauern. 

7. Verjüngung  

Sehr alte Pflanze lassen sich durch eine Teilung verjüngen – auf diese Weise fördern Sie die Regeneration der Stauden, ihre Blühwilligkeit und Lebensdauer. Meistens ist außerdem ein kräftiger und gesunder Neuaustrieb zu beobachten. 

Das Prinzip ist einfach: Pflanze mit dem Spaten ausstechen, den Wurzelballen mit einem scharfen Messer teilen und in frische Erde setzen. Ein bisschen Fingerspitzengefühl sollten Sie trotzdem walten lassen, um unnötige Verletzungen zu vermeiden. Unsaubere Trennstellen nachschneiden und verletzte Wurzelteile entfernen. 

Achtung: Nicht alle Stauden mögen es, geteilt zu werden! Lassen Sie Akeleien, Pfingstrosen oder Türkischen Mohn zum Beispiel lieber ungestört wachsen. Anders sieht das bei Katzenminze, Margeriten oder Skabiose aus – diese können Sie nach 3 bis 5 Jahren verjüngen.

Eisenhut, Schillergras, Ehrenpreis, Prachtscharte, Glocken- und Flammenblumen oder Polster-Oregano lassen sich nach 6 bis 10 Jahren teilen – Chinaschilf, Sonnenbraut, Sonnenhut, Sonnenauge oder Schwertlilien wiederum nach 10 bis 15 Jahren. 

Frühjahr oder Herbst? Das ist der beste Zeitpunkt! 

Wer seinen Stauden einen klassischen Rückschnitt verpassen möchte, sollte dies entweder im Frühjahr oder Herbst tun. Letztendlich haben beide Zeitpunkte Vor- und Nachteile. 

Stutzen Sie Ihre Pflanzen wenn es auf den Winter zugeht, wirken Sie Schädlingen und Pflanzenkrankheiten entgegen und ermöglichen den Stauden einen gesunden Start in den Frühling. 

Außerdem sind die Stauden zu diesem Zeitpunkt weniger rutschig und matschig, sie lassen sich also leichter schneiden und nehmen Ihnen im Frühjahr Arbeit ab. Gleichzeitig steigt jedoch die Gefahr für Forstschäden – verblühte Triebe bieten nämlich einen natürlichen Winterschutz.

Darüber hinaus tun Sie der heimischen Artenvielfalt Gutes, wenn Sie die Schere erst im Frühjahr aus dem Schuppen holen. In den Stängeln überwintern Insekten, das Laub wiederum bietet Igeln und Vögeln Nahrung. Vor allem Amseln und Rotkehlchen bedienen sich gerne an dem hier versteckten Käfer-Büffet. 

Lassen Sie immergrüne Stauden bis zum Frühjahr stehen, bereichern diese den Garten auch optisch. Andere Arten wiederum bringen mit Frucht- und Samenständen attraktive Farbkleckse ins Beet oder sehen mit Raureif und Schnee gepudert einfach toll aus – vollkommen zurückgestutzt, wird es im Winter schnell trist.

Tipp: Entscheiden Sie bei jeder Pflanze einzeln, wann Sie diese komplett zurückschneiden.
Kranke Stauden zum Beispiel sollten Sie definitiv vor dem Winter stutzen; kälteempfindliche Sorten bevorzugen hingegen einen späten Schnitt. Gleiches gilt unter anderem für Thymian, Fetthenne, Prachtspieren, Lavendel oder Perlkörbchen. 

Stauden schneiden: So einfach geht’s 

Verwenden Sie eine scharfe Gartenschere oder spezielle Staudensichel. Stumpfe Klingen stressen die Pflanze und verlangsamen ihre Heilung. Auch wichtig: Ist das Werkzeug mit einer kranken Staude in Berührung gekommen, desinfizieren Sie es – so verhindern Sie eine Verbreitung des Erregers. 

Der klassische Rückschnitt ist schnell gemacht: Schneiden Sie alle Triebe ungefähr 10 Zentimeter über dem Boden ab. So gehen Sie auch bei „remontierenden“ Stauden vor – also Pflanzen, die nach einem spätsommerlichen Schnitt ein zweites Mal austreiben. 

Die gute Nachricht: Wirklich viele Fehler können Sie nicht machen. Kürzen Sie Ihre Stauden im Frühjahr, geben Sie hier etwas Acht – auf keinen Fall Neutriebe stutzen, sonst ist in den kommenden Monaten mit keinem Blütenmeer zu rechnen. 

Außerdem das Gießen nicht vergessen; egal, ob im Winter Stängel aus dem Boden ragen oder nicht – unterirdisch schlummert das Herz Ihrer Staude.

Tipp: Jede Pflanze hat ihre eigenen Bedürfnisse.

Auskämmen von Gräsern


Deswegen ist es gar nicht so einfach, allgemeine Regeln aufzustellen. Denn während Sie die meisten Stauden beispielsweise bis kurz über den Boden schneiden sollte, ist das bei manchen Gräsern genau der falsche Weg – Pflanzen der Gattungen Seggen, Schwindel, Federhaargras und Marbel wollen bloß ausgekämmt werden. 

Investieren Sie deswegen vor dem Schnitt gerne ein bisschen Zeit. Informieren Sie sich über Ihre Stauden und was diese am besten vertragen, dann steht einem gesunden Garten nichts mehr im Weg. 

Ein Artikel von Gärtnermeisterin Brigitte

Brigitte setzt beim Gärtnern auf Nachhaltigkeit und Köpfchen, um der Natur so noch ein Stück näher zu kommen. Sie hegt als Gärtnermeisterin eine große Leidenschaft für Farne, Gräser und Stauden. Pflanzungen in Hochbeeten und Gewächshäusern gehören ebenfalls zu ihrem Fachgebiet.